Das Wertschätzer Ampelmodell

Eine Einführung in grundlegende Wirkprinzipien für ein entspanntes, erfüllendes und wirksames Leben

von Stephan Josef Dick

Dieses Modell ist ein Hilfsmittel für verfahrene Situationen jeder Art. Gegenüber üblichen Ansätzen stellt es transformative Einsichten zur Verfügung, die Lösungen außerhalb des gewöhnlichen Rahmens ermöglichen. Es bietet eine einfache und alltagstaugliche Betrachtung der grundlegenden Wirkmechanismen von Menschsein - das mag sich banal anhören, ist aber in seiner Mischung aus Einfachheit und gleichzeitig Komplexität absolut revolutionär. Es verdeutlicht sehr prägnant, in welchem Alltagsbewusstsein man selbst oder das Gegenüber unterwegs ist und eröffnet damit ein umfangreiches Verständnis, das sofort zu mehr Entspannung und neuen Handlungsoptionen führt.

Ein besonderes Augenmerk hat das Modell in Bezug auf die Ausprägungen von Führungsverhalten. Wer immer in einer Gruppe, Familie, Team, Verein oder sonstigen Gemeinschaft etwas bewegen möchte, wird aus der Betrachtung des Wertschätzer Ampelmodells sehr profunde Einsichten gewinnen. Es befreit aus der Ohnmacht, Opfer einer Gruppendynamik oder ungünstigen Konstellation zu sein und gibt Klarheit über mögliche mutige Taten, bei denen die Beteiligten eigene oder gemeinsame Wachstumsschritte gehen können. Dieser zweite Teil wird in dieser schriftlichen Darstellung nur am Rande gestreift und nicht weiter vertieft. Mehr Informationen darüber erhalten Sie in unserem Buch: Wertschätzung - Wie Flow entsteht und die Zahlen stimmen oder auf einem unserer Workshops und Vorträge, siehe www.wertschaetzen.com

 

Ein Modell hat die Aufgabe, komplexe Dinge so einfach zu beschreiben, dass unser Verstand und unser Denken zustimmen kann, auch wenn die darin liegende Erklärung zunächst überrascht.

Ein Beispiel: Als ich in der Schule lernte, dass Wasser aus H²O besteht, war ich erstaunt. Wie sollte da so viel Sauerstoff drin sein, wo Wasser doch für mich als Kind das genaue Gegenteil von etwas war, das ich einatmen konnte. Aber das Modell funktioniert. Es erklärt zum Beispiel, warum Autos mit Wasserstoff fahren können und am Ende als Abgas nur Wasser übrig bleibt.

Das Wertschätzer Ampelmodell ist ähnlich einfach und birgt in sich erstaunliche Einsichten. So wie Wasser als Molekül mit drei Atomen betrachtet wird (Zweimal H und einmal 0), reduziert es Menschsein auf drei Ampelfarben und weist diesen Anteilen spezifische Eigenschaften zu. Diese zu kennen und mit ihnen spielerisch umgehen zu können schafft neue, ungeahnte Verhaltensoptionen. Ich glaube daran, dass dieses Wissen fundamental dazu beitragen wird, eine gesellschaftliche Kompetenz zu erreichen, die Streit, Missgunst und Gegeneinander in wenigen Jahrzehnten überwindet.

In den jetzt folgenden Ausführungen geht es nicht darum, dass Sie irgendetwas glauben sollen - vielmehr bitte ich Sie, es offen und möglichst freiherzig auszuprobieren und zu prüfen.


Grundlagen des Wertschätzer Ampelmodells:

Rot - Überleben im feindlichen Umfeld - Macht

Was passiert, wenn jemand Rot sieht. Was ist geschehen, wenn jemand unsere Knöpfe gedrückt oder Muster angetriggert hat. Was ist damit gemeint, wenn man aus der Haut fährt oder um sich schlägt? Was ist die Ursache, wenn jemand das gemeinsame Spielfeld verlässt und sich in sein Schneckenhaus zurückzieht?

… die Decke über den Kopf zieht,

… andere auflaufen lässt,

… beleidigte Leberwurst spielt.

Wenn das Tier in uns aktiv wird und wir Rot sehen, dann ist kein logisches Denken mehr möglich. Hier hat das Stammhirn die Regie übernommen und reagiert automatisch, ohne zu überlegen! Das ist sinnvoll, wenn wir einer echten Gefahr gegenüberstehen. Die Biologie greift dann auf eines von drei Mustern zurück, die sich in der Evolution bewährt haben.

  • Sie greift an.

  • Sie flüchtet.

  • Sie stellt sich tot.

Unser Körper reagiert und schüttet Adrenalin aus, der Atem wird flach, Magen und Darmtätigkeiten werden gehemmt, der Mensch ist kurzfristig zu Höchstleistungen fähig.

Das Problem an der Sache: Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen realer und gefühlter Gefahr. Wenn also jemand unsere Knöpfe drückt, an unseren wichtigen Themen kratzt, für uns wesentliche Dinge missachtet oder übergeht, dann reagieren wir sozusagen tierisch. Unser Menschsein spiegelt eine reale Gefahr vor und veranlasst uns, unreflektiert entweder drauf zu schlagen, abzuhauen oder die Sache durch abwarten und Nichtstun auszusitzen. Unsere Systeme machen das so perfekt, dass wir in der Situation doch tatsächlich glauben, fühlen und denken, dass das jetzt ein guter und wirksamer Schachzug war, obwohl wir bei späterer Betrachtung zugeben müssen, dass egal welcher der drei Alternativen bei uns ausgeprägter sind; es hatte nichts mit einer überlegten Handlung zu tun. Vielmehr können wir im Nachhinein anerkennen, dass unsere automatischen Reaktionen in den allermeisten Fällen Schaden angerichtet haben.

Wesentlich ist zu erwähnen, kein Mensch kann sich aus diesen Prägungen herausnehmen. Mit etwas Übung bemerken wir schon im Triggermodus, dass wir nach Rot gerutscht sind. Eine gut verankerte Regel wie “tief durchatmen”, “sich an eine Vertrauensperson wenden” oder “lachen” hilft, diesen Mechanismus zu unterbrechen. Warum diese Dinge so wirksam sind, erklärt sich einfach - das Gehirn kann entspanntes Atmen, ein Gespräch mit einer Vertrauensperson oder Lachen nicht mit einem Gefahrenmodus zusammenbringen. Wer zu diesen Dingen fähig ist, unterbricht damit die automatische Adrenalinausschüttung. Es empfiehlt sich also, sobald man bemerkt, dass man nach Rot gerutscht ist, eine Pause zu machen und jede Diskussion und Überzeugungsversuche abzubrechen. Statt dessen kann die Unterbrechung für eine Art Reanimation genutzt werden, damit man sich (mittels der drei obigen Vorschläge) im wahrsten Sinne des Wortes zumindest wieder in ein denkendes Individuum zurück verwandeln kann. Willkommen in Gelb!

 

Gelb - Irgendwas stimmt hier nicht - Machen, Reparieren, Besserwissen

Obwohl wir in Gelb logische Schlussfolgerungen ziehen und trainiert sind, Fehler zu identifizieren und möglichst schnell und effektiv zu lösen, unterliegt hier unsere Denkfähigkeit einem Mechanismus, der nichts mit der Freiheit eines selbstbestimmten Menschseins zu tun hat. Die Täuschung ist hier subtiler und nicht so offensichtlich wie bei Rot.

Die Gelbe Welt lebt durch festgelegte Denkrahmen, Prägungen, Erfahrungen oder auch wiederkehrenden Mustern. Gelb ist unsere Verstandeswelt, in der wir einordnen nach richtig und falsch”, “gut und schlecht”, “Schuld oder Unschuld”, “passend oder unpassend”...

Unsere Gelbe Realität wird durch automatische Gedanken geprägt, die ständig dabei sind, alles und jedes, was passiert zu bewerten und einzuordnen. Damit erzeugt sie den Anschein von Objektivismus, Wissenschaftlichkeit oder Realitätstreue. Tatsächlich ist Gelbes Denken jedoch immer ein sehr eingeschränktes Denken, das tendenziell im Widerstand ist. Während Sie diese Zeilen lesen, können Sie Ihren inneren Aufpasser wahrnehmen. Was denkt es in Ihnen gerade?

In der Gelben Welt scheint uns die Realität eigenbestimmt zu sein. Erst wenn wir ein klares Unterscheidungsvermögen zwischen Gelb und Grün besitzen, werden wir uns unserer fremdbestimmten Bewertungen in der Gelben Welt mehr und mehr bewusst.

Ein Blick auf unsere biologisch angelegten Muster verdeutlicht uns, warum Gelbes Denken auch als Widerstands- oder “Besserwissensdenken” bezeichnet werden kann.

Wir Menschen nehmen unsere Außenwelt ausschließlich über unsere Sinne wahr. Diese vermitteln uns, wenn etwas anders als normal ist. Passt die Raumtemperatur, haben wir genug gegessen oder getrunken, plagt uns kein Drang auf Toilette zugehen oder stört kein Geruch unsere Nase, kein körperlicher Schmerz - dann nennen wir das Wohlbefinden. Hier verhält sich Gelbes Denken unauffällig und ruhig. Es ist jedoch auf eine Art Habachtstellung von: “Irgendwas stimmt hier nicht!” Gelb symbolisiert unsere menschliche Prägungen die durch die Evolution tief in uns verankert sind. Zu einer Zeit, in der wir noch in Höhlen oder Wäldern gelebt hatten, war es überlebensnotwendig, wachsam für all das zu sein, was nicht passt. Heute hat sich dieser in uns liegende Mechanismus übertragen und wir sind ständig damit beschäftigt, wo der Fehler ist, was noch nicht erledigt ist oder nicht nach unseren Vorstellungen läuft. Gelb ist also eine Art unablässig vorhandener grundlegender Stress, der eine Lebenshaltung von: “Ich bin nicht in Ordnung!” oder “Die Anderen bzw. die Situationen sind noch nicht in Ordnung!” repräsentiert. Hier setzt sich völlig automatisch und ohne unser bewusstes Zutun ein Denkmechanismus in Gang, der danach strebt, es passend zu machen oder möglichst bald zu erledigen. Biologisch gesehen ist das ein Dauerstress der unablässig nach Lösungen sucht. Das logische Denken und Wissenschaftlichkeit bekommt hier eine große Bedeutung, weil es uns Sicherheit suggeriert, zumindest einen Teil des Lebens klar zu haben, einen Standpunkt einzunehmen oder eine Position zu beziehen. Dies gibt scheinbar objektive Orientierung.

Doch unsere menschlichen Muster sind sehr schlau. Eine noch so gut vorgebrachte Verstandeserklärung oder der beste wissenschaftliche Beweis, z.B. über die Schädlichkeit von regenerierten Nahrungsmitteln oder den Klimawandel erzeugen bei uns kaum eine Verhaltensänderung. In der persönlichen Auseinandersetzung mit solchen Themen findet unser Verstand weitere scheinbar wissenschaftliche Erkenntnisse oder andere Gründe, die dazu führen, dass wir uns und unser Leben nicht ändern müssen. Wir bauen ein Überzeugungssystem auf, in dem wir genau das betrachten, was zu unseren Glaubenssätzen, Mustern und Prägungen passt. In der Gelben Welt lassen sich zu jeder Sichtweise gute Gründe finden. Alles andere sortiert sie ganz einfach aus oder bewertet es mit plakativen Scheinwahrheiten wie: Unsinn, gefälschte oder unseriöse Forschungen oder Ähnlichem.

Gelb hält sich im Kreise Gleichgesinnter auf und bestätigt sich dadurch selbst. Es ist darauf programmiert, die Realitäten, in die wir als Kind hineingewachsen sind, immer wieder herzustellen. Das fühlt sich vertraut an, egal wie unsinnig es für Außenstehende aussieht. Sie erkennen Ihre Gelbe Prägung daran, dass Sie diesen Ausführungen viel einfacher in Bezug auf Ihre Eltern oder Kinder, Ihren Partner, Ihren Kollegen oder Chefs… zustimmen können. Wir erkennen bei unseren Mitmenschen so schnell deren Schwächen und Einschränkungen. Ziehen Sie in Betracht, dass sich unsere Sinneswahrnehmung in Bezug auf uns selbst genauso täuscht.

Wenn wir vereinfacht auf die Vorgänge in unserem Körper schauen, dann halten sich hier die Ausschüttung der Körperhormone von Adrenalin und Oxytocin die Waage. Die Gehirnwissenschaft hat festgestellt, dass wir unter diesen Bedingungen nur einen kleinen Bruchteil der Potenziale und Möglichkeiten zur Verfügung haben. Gemeint sind damit nicht 10 Prozent sondern eher ein Tausendstel bis ein Millionstel.

Warum das so ist, lässt sich leicht nachvollziehen: In Gelb suggeriert uns unser menschliches System glaubhaft, dass etwas nicht stimmt. Genau hier fängt die Täuschung bereits an.

Richtig und falsch sind Gelbe Prägungen, die in Grün ein neues Verständnis erhalten. Verstandesdenken muss Bewertungen vornehmen. Grünes Denken lässt diese Betrachtungsweise los. Grün tut das nicht aus Überheblichkeit und besserem Wissen. Grün stellt auch nicht in Frage, ob etwas falsch oder richtig ist. Grün verlässt vielmehr die Bewertung dessen. Man könnte auch sagen, in Grün muss keiner mehr richtig sein oder es richtig machen. Oder anders ausgedrückt gibt es in Grün keinen Druck, jemanden oder etwas einordnen zu müssen, etwas dagegen tun zu müssen, etwas anders haben zu müssen - sprich Grün verlässt den Widerstand gegen das, was ist. Grün verlässt das (Machen)Müssen!

 

Wenn ich den kleinen Vorausblick nach Grün nochmals loslasse, dann bitte ich darum in Erwägung zu ziehen, dass wir in einer Gelben Kultur leben, in der wir uns das Ausmaß der Täuschungen, der wir Tag für Tag unterliegen, einfach nicht vorstellen können. Das ist ungefähr so wie ein Fisch, den man fragt, was denn Wasser ist. Er würde antworten: “Was, Wo, Wasser? Was soll das sein?”

Umso mehr wir uns dessen, also der Realitäten und Prinzipien von Grün, bewusst werden, umso klarer erkennen wir die Täuschungen unserer automatisierten Gelben Bewertungsmaschinerie Menschsein.:

Ziehen Sie in Erwägung, wann immer Sie

  • mit irgendetwas oder jemanden im Widerstand sind,

  • gegenüber irgendjemanden Rechthaben wollen,

  • etwas erreichen oder haben müssen,

unterliegen Sie dieser Gelben Täuschung.

 

Die Gelbe Welt will mittels

  • Überzeugungen,

  • Belehrungen,

  • Diagnostizierungen,

  • Richtigstellungen,

  • Beweisen und wissenschaftlichen Untersuchungen,

  • Strategien und taktischen Vorgehensweisen

die gewünschten Ergebnisse erzielen, machen, erzeugen oder irgendwie herstellen.

Der Fokus liegt dabei auf all dem, was noch nicht richtig ist und verbessert werden muss. Man unterliegt der Illusion, dass man selbst beim Erreichen der gewünschten Ergebnisse irgendwann ankommen könnte. Tatsächlich prägt die Gelbe Welt aber eine ständige Unruhe und Unzufriedenheit, die trotz bester erreichter Ergebnisse niemals ankommen wird. Das nächste große Ziel wartet schon und es gibt noch so viel zu tun. Dabei kommen hier die Beteiligten an ihre Belastungsgrenzen. Burnout, Mobbing, taktische oder strategische Spielchen sind an der Tagesordnung und müssen parallel auch noch gemanagt werden. Das macht auf Dauer keinen wirklichen Spaß. Vielmehr werden hier früher oder später wieder unsere roten Knöpfe gedrückt. Ein mangelndes Bewusstsein über die Wirkprinzipien von Gelb führt unweigerlich wieder zu Roten Angriffs- Rückzugs oder Stillhalteverhalten.

 

Grün - Wertschätzung - Sein

Alles im Grünen Bereich.

Eine Grüne Welle haben.

Im Flow sein.

Der inneren Stimmigkeit folgen.

Der Intuition vertrauen.

...

Grün ist wie ein Energiewechsel, der körperlich wahrnehmbar ist. Das hat nichts damit zu tun, gute Gefühle zu haben, sondern beschreibt unser Sein als wach, präsent oder bewusst im Hier und Jetzt. Die Grüne Realität unterscheidet sich sehr einfach von der Gelben. Gelb ist geprägt von ständigen Gedankengängen oder Kreisläufen, die sich mit aktuellen oder zukünftigen Dingen beschäftigen, die noch nicht in Ordnung sind oder verändert werden sollen. Wenn wir im Grünen Sein sind, können wir störende Gedankenkreise stoppen und im Nichtdenken verweilen, sozusagen im Jetzt gewahr sein.

Grün

  • kann den Gelben Denkautomatismen die Aufmerksamkeit bewusst entziehen;

  • hat dadurch jederzeit Zugang und Verbindung zum eigenen inneren Wesenskern;

  • ist befähigt, das eigene Energieniveau zu managen, indem es seine Aufmerksamkeit auf eine gewünschte Lebensqualität ausrichtet;

  • ist frei, über etwas nachzudenken, etwas zu tun oder vorwärts zu bringen oder es zu lassen.

Da im Übergangsstatus zu Grün, Gelbe Gedankenmuster noch sehr einflussreich sind und sich immer wieder als Gedankengänge einnisten, nutzt Grün hier eine einfache (Wertschätzer) Methode. Wir lassen den aus Gelb suggerierten Widerstand gegen das, was ist, los indem wir einen noch wahreren, guten Grund finden, warum es so, wie es gerade ist, der bestmöglichste Standpunkt oder Ort ist.

Während beispielsweise in der Gelben Welt Fehler und Pannen Störfelder sind, die möglichst rasch beseitigt werden müssen, bergen die genau gleichen Umstände in Grün wichtige Entwicklungspotenziale, die als Teil des alltäglichen Lebens willkommen geheißen werden und zum Wachstum beitragen.

Hier ein beispielhafter Vergleich von Gelb und Grün bei drei unterschiedliche Themen

Der Fehler

Gelbes Handeln: Fehler werden als Störfaktor wahrgenommen, die schnell beseitigt werden, indem die, Verantwortlichen gefunden bzw. die Ursache behoben wird. Aus Fehlern soll man lernen, so dass dieser Fehler möglichst nur einmal passiert. Beim zweite Mal ist mit unangenehmen Reaktionen zu rechnen. Daher werden Fehler gerne versteckt oder vertuscht.

Grünes Handeln: Fehler dürfen sein. Sie sind Ausdruck von Mut und Engagement und gehören selbstverständlich zum Leben. Sie werden als wichtiges Lernfeld begrüßt und anerkannt. Fragen wie “Worin liegt der wertvolle Wachstumsschritt oder welche Qualitäten und Fähigkeiten erkennen wir im Umgang mit diesem Fehler?” stehen im Vordergrund und dienen der Weiterentwicklung der Organisation.

Das Hilfegesuch

Gelbes Handeln: Gelb hat zwei Reaktionsmuster auf eine Bitte um Hilfe: Entweder wird der Schwachpunkt des Anderen für die eigenen Vorteile ausgenutzt oder genau das Gegenteil, man fühlt sich verpflichtet, anderen zu helfen, auch wenn es die eigenen Möglichkeiten einschränkt und zur Überlastung führt. Beide Reaktionen haben keine Freiheit im Umgang mit der Bitte um Hilfe.

Grünes Handeln: Einem Hilfegesuch muss nicht nachgegangen werden. Sich gegenseitig zu unterstützen ist eine Selbstverständlichkeit, wenn Freiraum dafür da ist und man dem Ersuchen innerlich zustimmt. Ansonsten gibt es eine klare Rückmeldung, so dass der Hilfesuchende Bescheid weiß. Im Grundsatz wird jedem die Fähigkeit zugesprochen, an den eigenen Herausforderungen zu wachsen. Dies ist kein Ausdruck von Lieblosigkeit sondern eine innere Standfestigkeit, der eigenen Spur zu folgen und zu vertrauen, dass sich eine gute Lösung finden wird. Keiner muss sich aufopfern - niemand wird die Schwäche ausnutzen.

Die Regeln

Gelbes Handeln: Regeln werden hier als wichtiges Mittel genutzt, um Klarheit und Ordnung herzustellen. Sie können weiterentwickelt werden, wenn sie nicht mehr zweckdienlich sind. Bestehende Regeln zu verändern ist meist mühsam und langwierig und benötigt gute Argumentationen und Überzeugungen. Regeln zu brechen wird grundsätzlich sanktioniert - und sei es nur durch soziale Missachtung.

Grünes Handeln: Regeln werden hier als wichtiges Mittel genutzt, um Klarheit und Ordnung herzustellen. Sie können einfach weiter entwickelt werden. Regelbrecher wird unterstellt, dass sie dafür einen guten Grund haben. Sie werden daher nicht sanktioniert, sondern mit Interesse beobachtet. Das Einhalten von Regeln ist selbstverständlich und wird im höheren Maße befolgt als üblich - gerade weil es erlaubt ist, diese zu verändern und weiter zu verbessern. Filigrane und fein abgestimmte Regelungen sind daher weit verbreitet und führen zu außergewöhnlichen Ergebnissen. Das Ändern bzw. Anpassen von Regeln ist einfach und leicht möglich.

 

Resümee:

Während Gelb also ständig im Stress, etwas besser machen zu müssen, verwurzelt ist, basiert Grün darauf, dass schon alles gut ist. Grün gesteht jedem Menschen seinen persönlichen Entwicklungs- und Bewusstseinszustand zu und vertraut darauf, dass jeder und alles das jeweils Bestmöglichste beiträgt, wie es eben gerade machbar ist. Grün geht davon aus, dass es größere Zusammenhänge im Leben gibt, die nicht immer ausreichend erklärbar sein müssen. Dennoch ist das Prinzip von Grün wissenschaftlich bestätigt und beweisbar. Dies verdeutlicht uns die Funktionsweise unseres Gehirns. Im Entspannungsmodus von nicht denken müssen, finden uns plötzlich gute Ideen, Einfälle oder Aha-Erlebnisse. Diese passieren meist unter der Dusche, beim Sport, beim Spazieren gehen, eben genau da, wo wir losgelassen haben, uns damit zu beschäftigen und krampfhaft eine gute Idee finden zu wollen. Die Gehirnwissenschaft spricht von einer Kohärenz zwischen der Gehirnfrequenz, dem Herzschlag und der Atmung (Bauch). Konkret spüren wir durch die Verbundenheit mit uns selbst, also mit Kopf, Herz und Bauch, eine Verbindung mit einer Art “inneren Stimmigkeit”. Die Vernetzung unseres Großhirns mit den neuronalen Vorgängen im Herz und Bauchbereich erzeugen einen Zugang zu unermesslich viel mehr Möglichkeiten als im Gelben Verstandesdenken. Wissenschaftlich ausgedrückt kann unser Gehirn in Gelb ca. 2.000 Impulse pro Sekunde verarbeiten, in Grün sind es 40 Milliarden.